Wer Sorgen hat, der hat auch Likör

Bei der Ski-WM in Schladming kommt vor allem die Gattung der Skihütten-Romantiker voll auf ihre Rechnung.

In Österreich macht man sich gern lustig, natürlich auch über die WM-Eröffnungsfeier. Nicht alles hat da im Planai-Stadion reibungslos funktioniert – und nicht alles, was wie ein Live-Auftritt geklungen hat, war auch einer. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Einschaltquote mit hierzulande bis zu 1,4 Millionen vor den TV-Geräten wieder einmal stimmte. Österreich ist und bleibt ein Land von Skilehrern, Skihüttenromantikern und Lederhosenträgern.

Ob Schladming dem Land einen guten Dienst erweist, wenn sich das Abendprogramm in der Fan-Arena wie eine Dodel-Liste liest, muss bezweifelt werden. Was Alkohol aus Menschen machen kann, wird man im Ennstal noch in ganz anderer Intensität erleben. Alles erst Aufwärmübungen für die Sporthighlights. „Scharfe Kanten, heiße Tanten“ ist noch das harmloseste Motto. Weiter geht's mit „Huschiwuschi mit der Uschi.“ Den Rest will man gar nicht wissen.


Gleichsam ein Haus weiter, in Haus im Ennstal, hat man ganz andere Sorgen. Im Lager der deutschen Skimannschaft kracht es ein wenig im Gebälk, dunkle Wolken sind aufgezogen. Das neue Duell heißt Markus Wasmeier gegen Maria Höfl-Riesch. Auslöser war ursprünglich die Biografie der zweifachen Olympiasiegerin (2010) und Weltmeisterin von 2009. „Geradeaus“ wurde von Wasmeier mehr oder weniger in der Luft zerrissen, vor allem der Begriff „Pornozirkus“ hat ihn wütend gemacht.

Maria Höfl-Riesch interpretiert die Kritik des Landsmannes anders. Sie ortet vielmehr Neid und Missgunst. Neid aber muss man sich erkämpfen, Mitleid bekommt man geschenkt. Die 28-Jährige, die vor zwei Jahren bei ihrer Heim-WM zweimal Bronze gewonnen hat, zitiert Oscar Wilde: „Jeder Erfolg schafft Neider, und um richtig beliebt zu sein, muss man Mittelmaß sein.“

E-Mails an: wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2013)

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