Aufwachen, Herr Präsident!

Für die Österreicher herrscht im tiefsten Winter ernüchternde Ebbe in der Abfahrt. Aus der „Königsdisziplin“ ist längst eine Achillesferse geworden.

Die österreichischen Skifans tragen wieder einmal Trauer, das Ergebnis der Ski-Weltmeisterschaft 1982 ließ sich nicht wiederholen. Der Harti Weirather von heute heißt Aksel Lund Svindal, ein norwegischer Triumph, der Rot-weiß-rot mitten ins steirische Herz getroffen hat. Die Planai hat dem heimischen Abfahrtsquartett kein Glück gebracht, aber die Erwartungen waren erneut viel zu optimistisch. Viele Medien haben über einen „Gold-Kurs“ geschrieben, geworden ist es ein vierter Platz. Der ÖSV rührt damit fleißig die „Blech“-Trommel,  im Internet wird bereits gespottet: „Österreich im Ennstal der Tränen.“

Die Österreicher, im Ausland gerne als Volk von Skifahrern gesehen, haben schon viel länger ein Problem mit dem schnellsten alpinen Bewerb. Bei den letzten Großveranstaltungen ist man leer ausgegangen, den letzten WM-Titel hat Michael Walchhofer 2003 in St. Moritz errungen. Der Hotelier aus Zauchensee hat dann zwei Jahre später noch Bronze draufgelegt, das war's aber auch schon. Seither herrscht im tiefen Winter Ebbe. Bei Olympia in Vancouver war es noch schlimmer, da ist die Herrenmannschaft überhaupt leer ausgegangen.

Es ist höchste Zeit, dass beim Österreichischen Skiverband die Alarmglocken läuten. Da kann der Präsident noch so stolz auf den Nationencup und auf Statistik verweisen. Österreichs Abfahrtsstatistik ist nicht gefälscht, sie hält nur unverzerrt den Spiegel der ernüchternden Realität vor.


E-Mails an: wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.