Die Länder wollen sich ihre eigenen Med-Unis erkämpfen.
Es kommt Bewegung in die Debatte um eine eigene Medizinfakultät in Linz. Reihenweise Politiker – zunächst, welch Überraschung, alle drei oberösterreichischen Minister, zuletzt sogar Bundeskanzler Werner Faymann – stellten sich hinter das Projekt. Möglich, dass sie sich im Hinblick auf die anstehenden Nationalratswahlen bereits ans Verteilen von Zuckerln machen – den Sinn einer eigenen Medizinfakultät kann man nämlich durchaus bezweifeln.
Linz argumentiert die Notwendigkeit einer solchen unter anderem mit einem Ärztemangel in Oberösterreich. Durch eigene Ausbildung sollen die jungen Mediziner im Land gehalten werden. Allein: Nach dieser Argumentation müsste bald in jedem Dorf eine pädagogische Hochschule stehen – schließlich fehlen allerorten Lehrer. Wer wirklich Arzt werden will, nimmt auch den Umzug ins anderthalb Stunden entfernte Wien auf sich. Und kommt – wenn es attraktiv genug ist – zum Arbeiten gern wieder zurück. Sollte das Problem nämlich eigentlich ein viel banaleres sein (dass niemand mehr den Dorfarzt spielen will, zum Beispiel), kann die Lösung nur in besseren Arbeitsbedingungen liegen.
Oberösterreich ist mit seinem Wunsch übrigens nicht allein: Niederösterreich startet bald eine private Med-Uni, in Kärnten wird um eine gerangelt, Salzburg hat bereits eine. Das zeigt, worum es wohl im Kern geht: So wie jede größere Gemeinde glaubt, sie brauche ihr eigenes Krankenhaus – auch wenn das nächste nur ein paar Kilometer entfernt über der Landesgrenze liegt –, starten die Bundesländer nun eben den föderalen Wettlauf um die Med-Unis.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2013)