Wirtshaus und Senf

Hermann Maier will die Aufregung, die er mit seiner Kritik am ÖSV verursacht hat, nicht ganz verstehen. Aber das ist nicht weiter schlimm.

Hermann Maier, der in Österreich gern in einem Atemzug mit Toni Sailer und Karl Schranz genannt wird, wollte nie Kolumnist werden. Oder zu einem der sogenannten TV-Experten. Weder zu einem Armin Assinger noch zu einem Hans Knauss. Oder gar zum Dancing Star. Aber eine Heimweltmeisterschaft hat eigene Gesetze. Darum hat sein Sponsor einen Blog ins Leben gerufen, der anfänglich so dahinplätscherte. Bis zu dem Tag, als es dem Superstar a. D. dann doch zu viel wurde. Zu viel der Erfolglosigkeit.

Maier regte an, im Österreichischen Skiverband sollen sich doch endlich auch einmal Trainer und Funktionäre infrage stellen. Viel Schnee war das, der da im Ennstal aufgewirbelt wurde. Der „Herminator“, der mit dem „Terminator“ die Bauernbühne der Eröffnungsfeier geziert hatte, hatte dem so mächtigen ÖSV ein wenig ans Bein gepinkelt. „Und das war keine Wirtshauskritik“, wie Hermann Maier nun erklärte. „Ich habe halt meinen Senf dazugegeben...“

Einige Herrschaften hat die Kritik von Hermann Maier irritiert. Dabei hat er es doch nur gut gemeint. Der 40-Jährige hat die Aufregung auch nicht ganz verstanden. „Man darf nicht dünnhäutig sein“, sagte er nun. „Ich wollte einen Denkanstoß liefern. Weil mir die Sportler leid getan haben. Ich wollte, dass der Druck aus der Mannschaft kommt.“ Gleichsam Ventil spielen. Und der Salzburger Skiheld fühlt sich sogar bestätigt, weil nun Edelmetall vom Himmel gefallen ist. „Aber man muss einiges hinterfragen, selbstkritisch sein, frischer werden. Und man darf nicht immer nur in der Vergangenheit leben.“

Hermann Maier übt keine konkrete Kritik, er spricht keine Probleme klar an. Es bleibt eher nur beim Senf. Und auch der bleibt Geschmackssache. Nicht auszudenken, was ein Hermann Maier dann unter Wirtshauskritik versteht.

E-Mails an: wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2013)

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