Scharf auf das Ansehen

Je höher die Qualität der Ausbildung, desto eher kommen die richtigen Doktoranden.

Die österreichischen Studierenden haben die Lust am Doktorat wiederentdeckt. Dass alle 26.000 eine wissenschaftliche Karriere anstreben, ist allerdings ein Trugschluss. Keine Frage: Bei den prekären Bedingungen, die Jungwissenschaftler erwarten, ist das wenig attraktiv. Viele wählen – abgesehen einmal von jenen, die damit Arbeitslosigkeit oder Planlosigkeit überbrücken – das Doktorat aus anderen Motiven: weil sie scharf auf das Extrageld, die Karrierechancen und das Ansehen, das der Doktortitel mit sich bringt, sind; mehr als die Hälfte der Jus-Doktoranden sagt das sogar ganz offen.

Dass dem so ist, darf man nicht allein den Studierenden zum Vorwurf machen, auch nicht den Unis. Es spiegelt die zutiefst österreichische Mentalität wider, dass ein „Doktor“ eben immer noch einiges hermacht. (Dass der Titel wichtiger als die Qualifikation ist, soll vorkommen.) Neben Österreich ist bestenfalls noch Deutschland derart doktorenverliebt. Wohin es führt, wenn jemand glaubt, sich um jeden Preis mit einem solchen Titel schmücken zu müssen, zeigen diverse Plagiatsskandale.

Dass die Regierung nun zusätzliches Geld in die Doktoratsstudien steckt, ist aber nichts Schlechtes, im Gegenteil: Eines der Ziele muss sicherlich sein, die Ausbildung (und die Betreuung, Stichwort Plagiate!) zu verbessern. Je höher die Qualität, desto eher bekommt man auch die Doktoranden, die die Wissenschaft eigentlich braucht. Vor allem, wenn Unis (und Professoren) womöglich dann auch strenger auswählen, wer denn bei ihnen promovieren darf.

bernadette.bayrhammer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2013)

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