Verspekuliert, Herr Stronach!

Puls4 bot eine erfrischende Ergänzung zur ORF-Diskussion, keinen Vorteil für Stronach.

In einem Punkt hat Frank Stronach recht: Politikerdiskussionen im TV haben keinen Sinn. Nicht, wenn sie so geführt werden wie in den ORF-„Pressestunden“ zur NÖ- und Kärnten-Wahl. In Klagenfurt saßen Politiker und Moderator wie Schulbuben (die Mädchen sitzen da noch in einer anderen Klasse) brav an einem Pult, rezitierten Wahlkampffloskeln und Chefredakteur Bernhard Bieche las die Fragen vom Blatt. Fazit: fad und vorhersehbar. In St.Pölten hatte Chefredakteurin Christiane Teschl die Runde zwar souverän im Griff, doch auch hier bleib aus, was man vom Fernsehen erwartet: Spontaneität und Emotion. Klassenprimus Erwin Pröll spendete salbungsvolle Worte, die anderen kriegen ein Plus für rücksichtsvolles Verhalten... Fazit: siehe oben! So staatstragend wie der ORF es angeht, kann man Politiker nicht aus der Reserve locken.

Nur Frank Stronach läuft auf Hochtouren. Puls4 lud ihn zum (vorab kritisierten) Interview, nachdem sich Stronach dem ORF verweigert hatte, weil dort „jeder gegen jeden brüllt“. Falsch gedacht! Auch sonst hat sich Stronach verspekuliert: Statt ihn gefahrlos die Konkurrenz aus der Distanz kommentieren zu lassen, brachte ihn Moderatorin Corinna Milborn mit unbeirrbaren Fragen in die Defensive. Stronachs Performance wurde von Politikberater Thomas Hofer klug und kritisch analysiert. Fazit: Puls4 bot eine erfrischende Ergänzung zum ORF. Stronach hat nicht profitiert – aber der Wähler.

isabella.wallnoefer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2013)

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