Gebt Intendant Pereira sein Geld!

Vielleicht hat sich Alexander Pereira im Ton vergriffen. Vielleicht macht er nicht das allerbeste Programm. Aber...

Man soll die Kirche im Dorf und den Intendanten im Amt lassen. Was allerdings nicht schaden könnte: die dank der eben wieder hochgekommenen Emotionen freigewordene Energie für eine kleine Kurskorrektur zu nützen. Ich will ja gar nicht verlangen, dass endlich über Kunst geredet wird, etwa über die Frage, ob Salzburg im Vergleich zu Bayreuth nicht ins Hintertreffen gerät, wenn es zum Wagner-Jahr die „Meistersinger“ ins Repertoire nimmt und dann von einem Allzweckkapellmeister wie Daniele Gatti dirigieren lässt. In Bayreuth dirigieren zum 200.Geburtstag des Komponisten immerhin die beiden meistgesuchten Dirigenten, Christian Thielemann und Kirill Petrenko.

Aber an der Salzach wird ja, wenn über Festspiele gestritten wird, seit Jahr und Tag immer nur übers Geld geredet.

Also reden wir übers Geld. Alexander Pereira überzieht sein Budget. Das mag das Kuratorium nicht – und hat damit recht. Dennoch ließe sich vielleicht ein wenig nachjustieren, wenn auch anders, als viele Beobachter glauben. Das hätte sogar etwas vom Suppe-selbst-Auslöffeln, die man eingebrockt hat.

Bevor Pereira und die Kuratoren abwechselnd Wutanfälle bekommen und der Intendant mit Jokerkarten drohen muss, die er vielleicht gar nicht im Talon hat, könnte sich in diesem Land der notorischen Neidhammeln einmal jemand überlegen, warum es in Zürich möglich war, einem Mann, der immer genügend Mäzenatengeld aufzutreiben wusste, um seine künstlerischen Pläne zu realisieren, Prozente von diesen erwirtschafteten Summen zuzugestehen? Und warum es bei uns ganz pfui ist, darüber auch nur nachzudenken?

Vielleicht wäre Pereira, richtig behandelt, imstande, die fehlende Summe anders als durch staatliche Deckungsgarantien aufzubringen und die dieserart gewonnenen Financiers vielleicht sogar ein wenig dezenter zu „bedienen“, als das den wackeren, prozentuell freilich nicht beteiligten Festspielsäckelwarten bisher gelungen ist.

In Zürich habe ich jedenfalls nie Sponsoren erlebt, die sich so unappetitlich breit- und wichtig machten, dass etwa zahlende Festspielgäste stundenlang im strömenden Regen warten mussten, bis nach Abfahrt der Limousinen endlich Taxis vorfahren durften...

Dies nur zur Erwägung, bevor man noch mehr Porzellan zerschlägt. Das kommt nämlich am Ende auch teuer. Und wir haben noch immer nicht über die Kunst geredet.

E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2013)

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