Blatter foult ungeniert

Der Konflikt zwischen Fifa- und Uefa-Boss erreicht eine neue Dimension.

Noch vor wenigen Jahren hat Michel Platini als eine Art Ziehsohn des Fifa-Präsidenten gegolten. Aber irgendwann ist es zum Bruch zwischen dem Uefa-Boss und Joseph S. Blatter, dem mächtigen Schweizer, gekommen. Welt- und Europa-Verband gehen im Fußball getrennte Wege, man zieht nicht mehr an einem Strang. Mehr noch: Fifa und Uefa entzweien sich und man könnte allmählich den Eindruck gewinnen, da wird sogar gegeneinander gearbeitet. Der Verlierer wird der Sport sein, daran gibt es keinen Zweifel, weil schon jetzt keine einheitlichen Neuerungen bzw. Technikreformen vorangetrieben werden.

Joseph S. Blatter hat nun Michel Platini mit öffentlicher Kritik bloßgestellt. Der Fifa-Präsident hat mehr oder weniger von einer Schnapsidee gesprochen, wenn man eine Europameisterschaft quer über einen gesamten Kontinent verstreuen will. Platini aber hat das stolz als neue Idee verkauft, Blatter tut das als alten Hut ab. Schon vor mehr als 15 Jahren habe der 77-Jährige den Vorschlag, Turniere auf mehrere benachbarte und nicht benachbarte Länder aufzuteilen, als Schwachsinn abgelehnt.

Die Euro 2020 soll als paneuropäische Europameisterschaft über die Bühne gehen, das würde aber der Fußball-EM Seele und Herz rauben, sagt Blatter. Die Uefa, ist der Fifa-Chef der Meinung, habe sich in dieser Sache einfach verzettelt. Blatter meint damit aber nicht den Europäischen Verband, sondern Michael Platini. Aus dem ehemaligen Ziehsohn ist ein unfolgsamer Junge geworden. Gut möglich, dass ihn Blatter bald enterbt.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2013)

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