Wer hier arbeitet, zahlt rund 50 Prozent an den Staat. Egal, wie viel er verdient.
Eine Flat Tax sei unsozial, da jene, die mehr verdienen, auch mehr beitragen sollen. So lautet das Hauptargument gegen ein unkompliziertes Steuersystem mit nur einem Steuersatz. Und obwohl auch bei einer Flat Tax jene mehr beitragen, die mehr verdienen, kann man diesem Argument durchaus einiges abgewinnen.
Eigenartig wird diese Argumentation aber, wenn damit das bestehende System verteidigt wird. Denn dieses ist eine Flat Tax – allerdings auf extrem hohem Niveau. Sobald jemand in Österreich mehr als 11.000 Euro pro Jahr verdient, werden von jedem hinzukommenden Euro 36,5 Prozent Lohnsteuer fällig. Zum Vergleich: In den USA beträgt der Spitzensteuersatz 39,8Prozent – allerdings ab 450.000 Dollar.
Addiert man zu der Lohnsteuer die Sozialversicherungsbeiträge, gibt es hierzulande bereits bei Einkommen von 1000 Euro brutto im Monat eine Grenzsteuerbelastung von etwa 50Prozent. Und daran ändert sich bei steigenden Einkommen nicht mehr viel. Entscheidend für das Gros der Steuerzahler sind also die ersten zwei Progressionsstufen. Dass es in der Steuerdiskussion meist nur um den Spitzensteuersatz geht, kann man also unter „politischem Ablenkungsmanöver“ verbuchen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2013)