Wo Angst und Verzweiflung herrschen, ist meist auch der Zorn nicht weit
Wo Angst und Verzweiflung herrschen, ist meist auch der Zorn nicht weit. Die zyprische Jugend blickt nach der in letzter Minute abgewendeten Staatspleite einer ungewissen Zukunft entgegen – und schreibt diesen Umstand vor allem jenem „Hauptfeind“ zu, den auch Krisenländer wie Griechenland schon zum Sündenbock für eigene Versäumnisse machten: Deutschland.
„Stirb, Merkel, stirb!“, skandierten Studenten in Nikosia nach der Einigung auf das Hilfspaket. Zumindest ihre Wut mag im ersten Moment verständlich sein: Der harte Kurs der deutschen Verhandler ließ wenig Spielraum offen. Schuld an der zyprischen Tragödie trägt aber nicht Berlin. Statt sich ein falsches Feindbild zu schaffen, muss die Jugend ihre Lehren aus den Fehlern des Establishments im eigenen Land ziehen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2013)