Klug bastelt am Wehrdienst 2.0

Die erste Erkenntnis des neuen Ministers lautet: Auch Grundwehrdiener sind Wähler.

Wer war noch gleich Norbert Darabos? Im Bundesheer ist dieser Name längst vergessen oder zumindest verdrängt, seit Gerald Klug vor einem Monat in die Rossauer Kaserne eingezogen ist. Ein fachlicher Vergleich zwischen dem alten und dem neuen Verteidigungsminister wäre wohl verfrüht, aber auf dem Gebiet der (Eigen-)PR hat Klug unzweifelhaft mehr Talent.

Kurz nach seinem Amtsantritt gab der Minister schon eine Umfrage in Auftrag. Alle Rekruten wurden aufgefordert, Ideen einzubringen, wie der Grundwehrdienst attraktiver gestaltet werden könnte. Das erste Zwischenergebnis wurde am Freitag präsentiert: Die jungen Männer würden gern mehr Sport machen, weshalb das Angebot in den Kasernen verbessert werden sollte.

Man kann sich bereits ausmalen, welche Wünsche der Endbericht im Juni noch so zutage fördern wird: Eine drahtlose Internetverbindung in den Soldatenunterkünften wäre auch nicht schlecht. Und an Champions-League-Abenden möge man doch bitte die Chargendienste streichen.

Ungeschickt ist es natürlich nicht, jungen und vor allem wahlberechtigten Männern in einem Wahljahr das Gefühl zu geben, sie hätten zumindest ein Mitspracherecht, wenn sie schon sechs Monate dem Staat opfern müssen. Inhaltlich wäre eine Umfrage unter Heeresexperten womöglich sinnvoller gewesen. Zumal der Wehrdienst in der Bundesverfassung immer noch als Ausbildung zur militärischen Landesverteidigung definiert ist – und nicht als eine Art Sommersportwoche in Uniform.

thomas.prior@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2013)

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