Die Wiener Grünen wollen einen Verkaufsstopp für Grundstücke der Stadt.
Kommunistische Hirngespinste. So lautet die reflexartige Reaktion der laut Eigendefinition christlich-sozialen Wiener ÖVP auf einen Vorschlag der Wiener Grünen. Die im politischen Spektrum links der Mitte gesehenen Wiener Grünen wiederum berufen sich auf eine jahrhundertealte Praxis der katholischen Kirche im Allgemeinen und der Ordensgemeinschaften im Besonderen. Wie war das genau?
Wiens grüner Planungs-Mastermind, Christoph Chorherr, will der Stadt einen Stopp für Verkäufe von Grundstücken verordnen. Wohnbaugesellschaften sollen Liegenschaften nur noch in einer Art billigerer Pacht erhalten, lediglich das Baurecht selbst wird verkauft. Was das bringen soll? Billigeres Wohnen, so die nicht ganz unberechtigte grüne Hoffnung. Das Modell könnte auch unter einem anderen Aspekt ein Fortschritt sein: Eine Stadt muss ja nicht notwendigerweise Grundstücke an- und später teurer verkaufen – und mit dem Gewinn nebenbei das Budget sanieren.
Dass die Stadt Wien Probleme mit dem Agieren auf dem Markt hat, zeigt der Betrugsverdacht rund um ein vermutetes Handwerkerkartell bei Sanierungsarbeiten im Gemeindebau. Mieter wurden womöglich unter Mitwisser-/Täterschaft von Angestellten der Stadt geschädigt. Michael Ludwig muss zeigen, dass in ihm das Bürgermeister-Gen steckt. Sich auf Vorgänger Werner Faymann auszureden gilt nicht mehr.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2013)