Kampfansage an die Taliban

Der Ruf nach Demokratie war lautstark. Offen ist, ob Sharif die richtige Antwort dazu ist.

KOMMENTARDer nominelle Gewinner der Parlamentswahl in Pakistan mag Nawaz Sharif sein – der wahre Sieger ist aber die pakistanische Bevölkerung. Denn dies war kein „normaler“ Urnengang: Wer sich am Samstag in den langen Schlangen anstellte, um seine Stimme abzugeben, wusste, dass er sein Leben aufs Spiel setzte. Die Taliban hatten Anschläge gegen jeden angekündigt, der sich an diesem „unislamischen“ Wahlgang beteiligen würde. Mehr als hundert Menschen hatten die Islamisten im Wahlkampf ermordet, Dutzende allein am Wahltag.

Trotz Lebensgefahr gaben 60 Prozent der Wahlberechtigte ihre Stimme ab – so viele wie noch nie zuvor. In den Großstädten waren viele Frauen darunter. Das zeigt, wie groß der Wunsch nach demokratischer Veränderung, nach Modernisierung ist: Das Ergebnis ist eine lautstarke Kampfansage an jegliche Form des Totalitarismus – angefangen vom Steinzeit-Islamismus der Taliban bis hin zum Diktat der Militärs.

Sieger Sharif steht vor der Herkulesaufgabe, den Auftrag der Wähler zu erfüllen: ein durch und durch korruptes System, das im Hintergrund von Extremisten in Geiselhaft gehalten und von Militärs und Geheimdienst beherrscht wird, zu reformieren. Es wird sich zeigen, ob jener Mann, der mit Anti-USA-Parolen auf Stimmenfang gegangen ist, der mit den Taliban verhandeln will und als Premier 1998 für den ersten pakistanischen Atomtest verantwortlich war, der richtige Mann dafür ist. Die Pakistanis haben den Weg in die Zukunft gewählt. An die Macht gebracht haben sie aber einen Mann aus der dunklen Vergangenheit des Landes.


susanna.bastaroli@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2013)

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