Bizarre Hüter der Demokratie

Sowohl Saudis als auch der Iran sorgen sich – aus ihrer Warte – um das Fortkommen der ägyptischen Revolution.

Die Gerüchte schwirrten schon länger durchs Land am Nil. Am Dienstag verdichteten sie sich: Die Golfmonarchien Saudiarabien und Vereinigte Arabische Emirate wollen Ägypten nach dem Sturz der Muslimbrüder finanziell unter die Arme greifen. Vor allem Saudiarabien gilt nicht gerade als Hort der Demokratie und der Trennung von Religion und Staat. Grund für die Hilfe für Kairo ist nicht die Hoffnung, das Ägypten nach Mursi könnte die Abzweigung in Richtung eines liberaleren Staates nehmen, in dem der politische und gesellschaftliche Einfluss des Islam zurückgedrängt wird.

Den Saudis sind die Muslimbrüder seit jeher ein Dorn im Auge: Weil der Ideologie der Bruderschaft sozial-revolutionäre Elemente innewohnen – eine Bedrohung für die Golfmonarchien. Saudiarabien unterstützt in Ägypten extremere Kräfte als die Bruderschaft: die Salafisten, die eine Gesellschaft wollen, wie sie – ihrer Meinung nach – zur Zeit des Propheten Mohammed existiert hat. Und die Salafisten waren – zunächst – mit im Boot der Anti-Mursi-Allianz.

Das zeigt, dass es, wie in den vergangenen zweieinhalb Jahren, bei den Umbrüchen in der arabischen Welt nicht nur um den Wunsch Hunderttausender nach mehr Freiheit und einem besseren Leben geht, sondern auch um die Machtspiele regionaler Player. Teheran hat im Gegensatz zu den Saudis den Sturz Mursis übrigens beklagt – und pikanterweise die Fortsetzung des „demokratischen Prozesses“ eingefordert. Der Machtwechsel in Ägypten durch das Militär gibt just Regimen wie dem iranischen die Möglichkeit, sich als Hüter der Demokratie aufzuspielen.

wieland.schneider@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2013)

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