Festspiele der Peinlichkeiten

Die Salzburger Festspiele sollen aufhören zu lavieren und sich rasch entscheiden – für Markus Hinterhäuser.

Was spricht gegen Markus Hinterhäuser als Festspiel-Intendant ab 2016? Er ist Pianist, hat sich als Konzertchef und als Kurzzeit-Intendant in Salzburg bewährt. Er kennt sich aus, Kritiker schätzen ihn. Er hat Geschmack, eine gehörige Portion Bescheidenheit. Dennoch versteht er zu repräsentieren. Er ist Österreicher mit italofrankophilem Touch. Salzburg ist sein Lebensmittelpunkt. Am 2.September endet die Bewerbungsfrist für die Festspiel-Intendanz. Am 25.September tagt das Kuratorium, der Aufsichtsrat der Festspiele, es wird eine Entscheidung fallen. Hoffentlich für Hinterhäuser – weil dann endlich Ruhe einkehrt und man sich wieder der Kunst wird widmen können statt der Intrigen. Wie schön!

Sogar Kulturministerin Claudia Schmied, die sich zuletzt gegen Hinterhäuser und für Alexander Pereira starkmachte, „gefällt“ nun der Künstler als Intendant. Alles bestens? Leider nein. Es handelt sich um Salzburg mit seinen eitlen Politikern und anderen Drahtziehern. Also werden allerhand Umtriebe entfaltet, darunter die gewiss kostspielige Befassung eines Personalberaters mit Sichtung der Bewerbungen usw. Lauter peinliche Ablenkungsmanöver.

Salzburg wird nie einen Intendanten finden, der allen gefällt. Darum sollte man jenen wählen, der fast allen gefällt – und ihn nicht weiter quälen. Denn das ist das Einzige, was Hinterhäuser fehlt: Seine Haut ist nicht so dick wie die seiner Kollegen. Glückwunsch, das ist die beste Voraussetzung für gute Kunst!

Alternativen gibt es trotzdem, ja, es wäre sinnlos, es zu verschweigen. Nikolaus Bachler, derzeit Direktor der Bayerischen Staatsoper in München? Er kann den Job, bewerben wird er sich sicher nicht, denn wie Hinterhäuser hatte er großen Ärger, als er sich vor Jahren bewarb. Luc Bondy? Nein. Er war überlang Festwochen-Chef in Wien, hat seinen künstlerischen Zenit vermutlich überschritten – und delegiert allzu gern. Salzburg braucht einen unverbrauchten Intendanten. Und eine musikalische Galionsfigur. Wer immer Festspielintendant wird, sollte Franz Welser-Möst zurückgewinnen. Auch das sollte für Hinterhäuser nicht schwierig sein.

E-Mails an: barbara.petsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2013)

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