Der Franziskus unter den Bundespräsidenten

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck wird nicht zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi reisen.

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck wird nicht zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi reisen. Das Fernbleiben hat mit Gaucks russlandkritischer Einstellung zu tun, auch wenn sein Büro lediglich darauf verweist, dass es keine feste Regel gebe, dass Bundespräsidenten an Winterspielen teilnehmen.

Mit der Absage stellt sich Gauck auf die Seite von russischen Regierungsgegnern und Menschenrechtsaktivisten. Diese hoffen auf prominente internationale Absagen für Sotschi, um so ein klares Zeichen gegen harte Anti-Homosexuellen-Gesetze und Schikanen gegenüber der Opposition zu setzen. Der Bundespräsident könnte damit die Falschen treffen, nämlich die russische Bevölkerung, die den Spielen mit Stolz entgegenblickt, meinen Kritiker.

Genau dies zeichnet indessen Gauck aus: Er bleibt seinen Überzeugungen treu, ohne alle Implikationen abzuwägen – wie es sich für Politiker geziemt. In der Konsequenz seiner Entscheidungen ähnelt der Deutsche Papst Franziskus. Beide stehen für ein Zurück zu den Idealen. Ethik kann der Realität oft nichts anhaben, aber ganz ohne Ethik wird es hoffentlich nicht einmal in Sotschi gehen.

E-Mails an:friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2013)

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