Die Stunde der Gerontokraten

Pech für den „Spiegel“, dass das Magazin neulich Häme über Deutschlands Elder Statesmen à la Helmut Schmidt, Joschka Fischer oder Hans-Dietrich Genscher vergoss.

Pech für den „Spiegel“, dass das Magazin neulich Häme über Deutschlands Elder Statesmen à la Helmut Schmidt, Joschka Fischer oder Hans-Dietrich Genscher vergoss. Unter dem Kalauer „Der Weisheit letzter Stuss“ rechnete es mit den Möchtegern-Weltpolitikern a. D. ab – mit ihrer Besserwisser-Attitüde und ihrem teils merkwürdigen Faible für totalitäre Regime und deren Diktatoren.

Aus Anlass seines 95. Geburtstags am Montag traf der Spott vor allem Altkanzler Schmidt, den dauerqualmenden Superdozenten. Auch „Genschman“ bekam sein Fett ab – just jener Genscher, der den zum Dissidenten gewordenen Oligarchen Chodorkowskij aus den Klauen des Autokraten Putin zu befreien half. Wer hätte gedacht, dass einer, der zentralasiatische Despoten hofiert, noch zu einem Überraschungscoup fähig ist? Obendrein, quasi in alter Schule, ohne via Twitter oder Facebook ein Wort darüber zu verlieren.

Das hätten sich manche auch in der FDP gewünscht. „Es kam, wie es kommen musste“, ließ Genscher seiner Partei nach deren Wahldesaster ausrichten – übrigens, wie Fischer, via „Spiegel“. Ob gefragt oder ungefragt: Die Gerontokraten geben nach wie vor den Ton an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2013)

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