Der „Ringstraßenbaron“ Heinrich Drasche

Zur „Welt bis gestern“ über Victor Adler (11. Jänner 2014).

Sie erwähnen das Elend der Wienerberger Ziegelarbeiter, wo Victor Adler gratis ordinierte und schreiben, dass der „Ringstraßenbaron“ Drasche deren Arbeitgeber war. Dazu ist anzumerken, dass es sich dabei um den bereits 1880 verstorbenen ehemaligen Besitzer der Wienerberger (ab 1869 Hauptaktionär), Heinrich Drasche handelt. Ohne die aus heutiger Sicht harten sozialen Verhältnisse im 19. Jahrhundert in Frage stellen zu wollen, möchte ich darauf hinweisen, dass sich zu Lebzeiten Heinrich Drasches die Verhältnisse seiner Arbeiterschaft etwas anders darstellten.

Er schuf in den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhunderts Wohnanlagen für seine Mitarbeiter, für die er bei der damaligen 1. Pariser Weltausstellung ausgezeichnet wurde. Er war unter den Ersten im ganzen Land, der für seine Invaliden und Pensionisten eine werkseigene Versicherung gründete. Der erwähnte Streik von 1895, den die wie Sie schreiben „von ihm derart Ausgebeuteten“ organisierten, fand somit 15 Jahre nach seinem Tod statt und es kommt ihm daher keine direkte Verantwortung mehr zu.

Richard Drasche-Wartinberg
Ur-Ur-Enkel von Heinrich Drasche
Ebreichsdorf

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2014)

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