Der Polit-Macho als großer Abwesender

König Willem-Alexander hat dieser Tage alle Hände voll zu tun.

Als Gastgeber und oberster Repräsentant der Niederlande agiert er beim Atomgipfel in Den Haag quasi als „Grüßaugust“ für Barack Obama, Angela Merkel oder Xi Jinping. Nur das Rendezvous mit jenem Staatschef und Sportsfreund, dem er erst neulich bei den Olympischen Spielen in Sotschi die Honneurs gemacht hat, kommt nicht zustande.

Denn Wladimir Putin kneift aus guten Gründen vor dem Treffen mit den mehr als 50 Staats- und Regierungschefs, das zu einer Standpauke für den russischen Präsidenten zu werden droht. Widerworte und Gegenargumente ist der Kreml-Herr im einstigen Sowjet-Reich und erst recht im ehemaligen Zarenpalast nicht gewöhnt.

Putin weiß, dass er sich mit seinem Krim-Abenteuer in eine politische Quarantäne manövriert hat, dass er in eine Paria-Rolle geschlüpft ist, aus der er sich so schnell nicht herauswindet. Er bunkert sich im Kreml ein, umgeben von Einflüsterern und Jasagern. Der Polit-Macho, der so gern seine virile Seite hervorkehrt, scheut vor der Konfrontation mit seiner Kritikerschar. Das Bild vom großen Abwesenden wird den Gipfel prägen – und Putins Image.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2014)

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