Gefangen im Automatismus der Obstruktion

Als Lohn nur Hohn für Nahost-Vermittler Kerry.

Die einen sträuben sich, Gefangene freizulassen und den Bau von Siedlungen einzustellen; die anderen weigern sich, den jüdischen Staat anzuerkennen. Rund neun Monate nach Beginn der Friedensinitiative des US-Außenministers John Kerry sind Israelis und Palästinenser wieder an jenem toten Punkt angekommen, um den sich die Gespräche seit Jahr und Tag drehen.

Sofern denn überhaupt je von Gesprächen die Rede sein konnte: Stundenlang und mehr als ein Dutzend Mal redete Kerry auf die Konfliktparteien ein – untereinander sprachen sie indessen kaum. Der zähe Vermittler, dessen einziger Lohn der Hohn war, ließ fast alle Hoffnung fahren. Kerrys Fazit nach seiner „mission impossible“: „Man kann die Pferde zur Tränke führen, aber nicht zum Trinken zwingen.“

Beide Seiten sind im Automatismus der Obstruktion gefangen, und als Sanktion für ihren Gang zu den UN-Institutionen nimmt Israel den Palästinensern nun auch noch die Luft zum Atmen: Es sperrte deren Konten.

Unentwegte Unterhändler ringen noch um eine künstliche Prolongierung der Verhandlungen. Solange Querschüsse links und rechts einschlagen, solange die Siedler jede Annäherung torpedieren, ist indes jeder Versuch zwecklos. Israels Premier Netanjahu müsste den Mut aufbringen, die Siedlerpartei aus der Regierung zu werfen. Das passt „Bibi“ aber nicht ins Konzept.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2014)

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