Gedruckt? Das ist nicht die Frage

Der Deutsche Markus Dohle führt den weltgrößten Buchverlag Penguin Random House. Im Juli 2013 wurden die zwei ohnehin nicht gerade kleinen Verlage unter dem Bertelsmann-Dach fusioniert.

Der Deutsche Markus Dohle führt den weltgrößten Buchverlag Penguin Random House. Im Juli 2013 wurden die zwei ohnehin nicht gerade kleinen Verlage unter dem Bertelsmann-Dach fusioniert. Doch Größe macht offenbar nicht gelassen. Warum sonst gibt Dohle in der „Süddeutschen“ den Hellseher und sagt: „Auch in hundert Jahren werden wir noch einen Großteil unseres Geschäfts mit gedruckten Büchern machen.“ Hallo? Wer weiß, ob es dann noch eine Rolle spielt, wo und wie Menschen Geschichten lesen? Die Buchbranche ist (wie ihre Schwester, die Medienbranche) auch deswegen in einer Krise, weil sie in selbstreferenzieller Manier so gern den Istzustand als Nonplusultra beschwört.

Gedruckt oder nicht – das ist hier nicht die Frage. Schon eher, ob es in einem Centennium noch Bücher gibt, die nicht nur künstlich und abgestimmt auf Leserdaten aus E-Readern komponiert werden. Fein wäre auch, würden nicht nur Sadomaso-Kitsch in 50 Schattierungen oder Präsidentenbiografien verlegt. Wer zur Hälfte Random heißt, könnte das Chaotisch-Ziellose zur Unternehmensstrategie machen. 100-Jahr-Prognosen gehören da eher nicht dazu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2014)

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