Politischer Karfreitag

Der Beginn der Fastenzeit ist mit dem „Politischen Aschermittwoch“ einschlägig besetzt.

Für das Ende der langen 40 Tage, dem wir uns entgegenschleppen, galt das bisher nicht. Wenn eine Partei, die sich christlich-sozial definiert – was das heute ungefähr bedeutet, dafür bedarf es eines Aggiornamentos –, ausgerechnet in der Karwoche auf Sinnsuche geht, darf nach dem Sinn gefragt werden.

Am Gründonnerstag servierte die ÖVP also Journalisten Spinat, dann das Prozedere ihrer Programmdiskussion. Gründonnerstag, ausgerechnet jener Tag, der in einem Verrat (Sie erinnern sich sicher: Judas!) kulminiert, einer Handlung, die politischen Parteien im Allgemeinen und der ÖVP im Besonderen alles andere als fremd ist. Die Aussagen des Pressegesprächs finden sich dann, genau, in den Zeitungen des Karfreitags, ausgerechnet. Aber vielleicht sieht die ÖVP, in katholischer Tradition, die drei Tage als Einheit und spielt mit der Symbolik. Nach Gründonnerstag, Karfreitag folgen Karsamstag und die Osternacht mit den Halleluja-Rufen. Verrat, Scheitern, Tod – und Auferstehung. Es gab schon unambitioniertere Vorgaben.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2014)

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