Der Bär zeigt wieder seine Pranken

Bilateral ist alles eitel Wonne zwischen Wien und Moskau. Aber international zieht eine schwere Schlechtwetterfront auf.

Das gegenseitige Schulterklopfen am ersten Tag des Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Österreich konnte nicht überraschen. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Russland laufen bestens, bilateral gibt es so gut wie keine Streitfragen. Das kleine Österreich legt es nicht darauf an, das große Russland zu ärgern. Dem großen Russland ist der Lauf der Dinge in der kleinen Alpenrepublik relativ egal.

Umgekehrt wäre Gleichgültigkeit freilich fatal. Russland ist wieder ein Hauptdarsteller auf der internationalen Bühne. Wenn der russische Bär schlecht aufgelegt ist, bekommen das nicht nur seine Nachbarn, sondern die ganze EU zu spüren. Und wenn er sich wieder stark genug fühlt, um seinen Erzrivalen, die USA, herauszufordern, dann hat dieses Ringen globale Konsequenzen. Die Insel der Seligen, die sich die Österreicher gern selbst eingeredet haben, die war ohnedies immer Schimäre.

Und wenn Moskau tatsächlich, wie Außenminister Lawrow gestern in Wien erneut gedroht hat, als Reaktion auf die amerikanischen Stationierungspläne in Europa den gesamten Abrüstungsprozess zum Stillstand bringen sollte, wird es auf dem Kontinent wieder ungemütlicher. Man begann in den vergangenen Jahren daran zu glauben, dass Entspannung im Verhältnis zu Russland Ewigkeitscharakter hat. Aber nichts in der Politik währt ewig. (Berichte Seiten 1 bis 4)


burkhard.bischof@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2007)

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