Wie Wähler verschaukelt werden

Der Flughafen Wien liefert – unfreiwillig – der Politik die Bühne, um Bürger für dumm zu verkaufen.

Jubel, Trubel, Heiterkeit: Staatssekretärin Christa Kranzl verkündet, wie der Brüsseler Hydra ein Kopf abgeschlagen worden ist. Tenor: „Erfolg auf der ganzen Linie, am Flughafen Wien darf weitergebaut werden.“ Der kleine Schönheitsfehler dieser Jubelmeldung: Von einem Baustopp ist nie die Rede gewesen.

Wie so oft: Die Realität sieht anders aus, als sie von der Politik verkündet wird. Auf der einen Seite stehen Anrainer, die unter Fluglärm leiden (nicht wenige immer dann, wenn sie selbst nicht im Flugzeug sitzen), auf der anderen das Flughafenmanagement (das in lärmfreien Zonen residiert), das die Zahl der Passagiere möglichst rasch in möglichst Schwindel erregende Höhen treiben möchte. So weit, so legitim – da wie dort.

Das Vermitteln zwischen diesen beiden Interessen (und weiteren – etwa Arbeitsplätze, Infrastruktur etc.) ist Job der Politik. Das geschieht nicht ausgewogen, und nicht nur deshalb nicht, weil Wien und Niederösterreich stattliche Aktienpakete des Flughafens halten – es geht um die schnelle Schlagzeile.

Abhaken, erledigen, drüberfahren: Der „Störfaktor Bürger“ soll aus- und nicht in Entscheidungsprozesse eingeschaltet werden. Feiner Nebeneffekt: Politikern bleibt so der ganze Raum, sich Erfolge auf die Fahnen zu heften und sie schnell einmal hinauszuposaunen.

Wähler werden verschaukelt? Na, und wenn schon. Ist doch ein Erfolg! Und was für einer, wenn sich die Wähler erst so richtig verschaukeln lassen. Leider kein Einzelfall. (Bericht: Seite 17)


michael.lohmeyer@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.