Danke, Datenleck!

Kaum ein anderer Vorfall zeigte die Missstände im System besser auf.

Um alle Missverständnisse vorab auszuräumen: Nein, das Datenleck ist nicht per se gut. Im Gegenteil: Es hätte nie so weit kommen dürfen, dass hunderttausende Testergebnisse von Schülern unverschlüsselt und ungeschützt auf einem rumänischen Server landen. Dennoch ist es an der Zeit, Danke, Datenleck, zu sagen.

Denn kaum ein anderer Vorfall hat der Bevölkerung diverse Missstände im politischen System so schön vor Augen geführt. Beginnen wir chronologisch.

Missstand Nummer eins: Probleme werden erst aktiv angegangen, wenn die Öffentlichkeit Wind davon bekommt. Seit Mitte Dezember wusste man sowohl im BIFIE als auch im Bildungsministerium Bescheid. Für Letzteres wurde die Causa aber erst dann interessant, als die Probleme publik wurden: „Ich bin davon ausgegangen, die Sache sei erledigt“, sagte Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) im Nachhinein. War sie aber eben nicht.

Missstand Nummer zwei: Ist das Problem publik, muss ein politisches Zeichen gesetzt werden – wenn es auch jeder Sachlichkeit entbehrt. Der anfangs noch nachvollziehbare Teststopp (die Sicherheit musste ja überprüft werden) verkam mit der Zeit immer mehr zu einem politischen Justamentstandpunkt. Heinisch-Hosek wollte um jeden Preis hart bleiben und zog mit dem Slogan „PISA wird es 2015 nicht geben“ durch die Medien. Und zwar, obwohl schon lange klar war, dass das Datenleck absolut nichts mit PISA zu tun hat.

Missstand Nummer drei: Nach der Kehrtwende in Sachen PISA sitzt nun endgültig eine politisch unglaubwürdige Ministerin im Amt.

Wie gesagt: Danke, Datenleck! Das Ganze war entlarvend und demaskierend.

julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2014)

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