Das harte Leben eines WM-Spions

Wer sich für ein großes Turnier qualifizieren will, der darf einen Gegner wie Russland wirklich nicht fürchten.

Auch Österreichs Fußballteamchef Marcel Koller hat sich in Brasilien ein Livebild von der Weltmeisterschaft gemacht. Sein Hauptaugenmerk galt in erster Linie den Russen, Gegner des ÖFB-Teams im Herbst in der EM-Qualifikation. Die Truppe des Gastgeberlandes 2018 wurde nach der Vorrunde auf die Heimreise geschickt, von wild entschlossenen Algeriern, die sich jetzt auf das Duell mit Deutschland freuen. Russlands Teamchef Fabio Capello will seinen Job nicht aufgeben, für das vorzeitige Aus macht er auch die Schiedsrichter verantwortlich. Denn im Zweifel hätten die WM-Referees immer gegen seine Mannschaft entschieden. Da macht es sich der ehemalige England-Coach allerdings zu einfach, seine Elf hat in Brasilien fast in allen drei Spielen enttäuscht.

Wer die Russen jetzt starkredet, der verkennt die Kräfteverhältnisse im Weltfußball und das Niveau bei solchen Turnieren. Will Österreich auch wieder einmal in der Elite mitspielen oder auch nur ansatzweise dazugehören, dann darf man gegen Teams wie Russland durchaus einen Punktegewinn verlangen. Viel schwächere Mannschaften findet man bei großen Turnieren selten.

Marcel Koller, von seinem Manager begleitet, hat zwar fleißig die modernen Medien genützt und bespielt. Sein persönliches Resümee, das er über die ÖFB-Medienabteilung veröffentlicht hat, fällt jedoch mager aus. Einige Sätze lösen sogar Verwunderung aus. Eine Kostprobe gefällig? „Es war für mich sehr wichtig hier zu sein und die Spiele live vor Ort zu sehen. Man hat einen anderen Eindruck, als wenn man die Spiele nur im TV sieht. Teilweise war es in den Stadien aber schwierig, konzentriert die Spiele zu beobachten, weil da auf den Tribünen ständig Bewegung ist, sich die Leute Speisen und Getränke holen und das Spiel für diese Leute teilweise so nebenbei läuft.“ Das Leben ist wirklich hart und ungerecht.

E-Mails an:wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2014)

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