Vorteile eines Doppellebens

Also, diese Abgeordneten!

Drei Viertel von ihnen verdienen neben ihrem Nationalratsbezug auch noch etwas dazu, zeigt die aktuelle Transparenzliste. Zehn Mandatare sogar mehr als 10.000 Euro brutto im Monat. Ist das allein nicht schon Grund genug, um auf diese Politiker, die ständig kassieren, zu schimpfen?

Nein. Denn so schlecht ist das gar nicht, wenn Leute im Parlament sitzen, die wissen, wie die Welt da draußen aussieht. Die einem „normalen“ Beruf nachgehen. Und wenn sie in ihrem Job erfolgreich sind, dann sollen sie auch viel verdienen. Man fordert ja immer, dass mehr Leistungsträger in die Politik gehen.

Also alles paletti mit den Bezügen unserer Abgeordneten? Wieder nein. Denn wer allein für die Mandatarstätigkeit 8440 Euro im Monat bezieht, sollte mehr leisten, als viele Abgeordnete das momentan tun. Regierungsvorlagen per Klubzwang abnicken ist keine besondere Leistung. Zumindest keine, die diesen Betrag rechtfertigt. Kritik an Bezügen von vielen Abgeordneten ist also gerechtfertigt – aber eben nicht wegen ihres Zivilberufes, sondern wegen des Gehalts als Mandatar.

Ein Parlament soll die Bevölkerung abbilden. Daher ist es gut, wenn Leute mit unterschiedlichen Jobs darin sitzen. Bleibt bloß ein gravierender Schönheitsfehler: nämlich, dass nicht wenige Mandatare ihren Zusatzverdienst erst recht wieder aus dem politiknahen Bereich beziehen. Das ist dann aber wieder nicht Sinn der Sache.

Abgeordnete sollen gern gut verdienen. Aber nur, wenn sie es verdienen.

E-Mails an:philipp.aichinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2014)

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