SPÖ und ÖVP tun das Gleiche und erwarten ein anderes Ergebnis. Einstein nannte das „Wahnsinn“.
Jetzt also Reinhold Lopatka. „Der Bundeskanzler soll aus dem Keller an die politische Oberfläche kommen“, forderte der ÖVP-Klubobmann am Mittwoch in einem „Kurier“-Interview. Mehrmals hätte sich Werner Faymann in den vergangenen Wochen einbringen können und sollen, etwa beim Hypo-Sondergesetz und bei den Budgetnachverhandlungen. „Er ist aber abgetaucht.“
Lange blieb das natürlich nicht ungesühnt. Lopatka möge ehebaldigst „zur Zusammenarbeit zurückkehren“, antwortete sein SPÖ-Gegenüber Andreas Schieder und fügte den mehr oder weniger gut gemeinten Rat hinzu, die ÖVP solle doch lieber vor der eigenen Türe kehren. Immerhin habe auch Vizekanzler und Finanzminister Michael Spindelegger „genug unerfüllte Aufgaben, die er wahrnehmen kann“.
Schön langsam weiß man nicht mehr, was passieren müsste, damit sich die Koalitionäre das abgewöhnen, was Alfred Gusenbauer seinerzeit (bei den eigenen Genossen) als „übliches Gesudere“ bezeichnet hat. Sticheln und den anderen gleichzeitig der Stichelei zu bezichtigen, ist eher kein Rezept mehr, um Wähler zurückzugewinnen. Reformen anzukündigen, aber nicht umzusetzen, auch nicht.
Einstein hat Wahnsinn einmal als den Versuch definiert, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. Wobei im Fall der ehemals Großen Koalition ein anderes Ergebnis sogar sehr wahrscheinlich ist, nämlich keine gemeinsame Mehrheit mehr nach der nächsten Wahl. Wenn das so weitergeht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2014)