Die nackte Wahrheit, Teil zwei

Die EZB-Studie über Reiche ist – seltsam.

Kurze Frage: Kann eine Diskussion über Reichensteuern sachlich geführt werden? Knappe Antwort: Nein. Wem das zu lakonisch ist, möge sich die Wortspenden der vergangenen Monate zu Gemüte führen: Die Populismustrickkiste ist offenbar unerschöpflich.

Und trotzdem darf man sich wundern. Zum Beispiel über die Europäische Zentralbank. Die EZB sorgte ja schon vor rund einem Jahr für Irritationen, als sie mit einer Studie über die „Reichen“ aufwartete. Jetzt hat das Institut ein Schäuferl nachgelegt: Die Reichen sind noch reicher als gedacht, so der Sukkus einer neuen Studie.

Studie? Na ja. In Wahrheit hat der Autor des jüngsten Papiers unter anderem die Reichenliste des US-Magazins „Forbes“ in seine „Untersuchungen“ einfließen lassen. Wir verstehen: Reiche sind grundsätzlich nicht besonders auskunftsfreudig, was ihre persönlichen Finanzen betrifft. Also muss der Informationsfluss anderweitig irgendwie in die Gänge gebracht werden.

Die Kollegen von „Forbes“ haben auch sicherlich sehr gewissenhaft recherchiert. Aber ganz ehrlich: Eine wissenschaftliche Punze für ihre Reichenliste wäre wohl zu viel der Ehre. Ihr Ranking basiert ja zu einem Gutteil auch nur auf Schätzungen und Vermutungen.

Macht nichts. So wird eine Diskussion am Köcheln gehalten. Um das zu prophezeien genügt übrigens auch bloß Bauchgefühl.

hanna.kordik@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2014)

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