Die Handschrift des Autokraten

Ein bisschen mehr als ein Jahr liegt Hugo Chávez schon in seinem Mausoleum in Caracas, doch nun gibt es Trost für die Bewunderer des venezolanischen Präsidenten.

Grafiker haben seine Handschrift digital erfasst und als Schriftart für jedermanns Computer verfügbar gemacht.

In Venezuela selbst ist diese digitale Verneigung nicht nötig. Chávez' Handschrift ist dort unübersehbar. Im Bericht von Human Rights Watch vom 26. Juni zum Beispiel, demzufolge Polizei und Nationalgarde scharfe Munition, Gummigeschosse und Tränengas gegen unbewaffnete Oppositionsanhänger eingesetzt haben. Die Federstriche des Presidente finden sich auch in den Militärgefängnissen, wo Regimegegner 48 Stunden in Isolationshaft gehalten und mit Elektroschocks und glühenden Zigaretten gequält werden. Übrigens ohne Möglichkeit, vor Gericht zu klagen, denn „die Justiz hat großteils aufgehört, als unabhängige Staatsgewalt zu funktionieren“.

Chávez' Handschrift findet sich auch unter jenem Abkommen mit Kuba, das nicht nur tausende Ärzte, sondern auch kubanische Geheimdienstler ins Land gebracht hat. Sie haben die Wählerverzeichnisse digitalisiert, koordinieren die Waffenkäufe der Armee und sind an neuralgischen Punkten im Land stationiert, berichtete der „Guardian“ im Mai.

Perfekt beherrscht der neue Präsident, Nicolás Maduro, die Schreibweise seines Vorgängers und politischen Ziehvaters: Maduro, der einst erklärte, der tote Chávez sei ihm als Vögelchen erschienen. Die US-Justiz wirft unter Berufung auf Aussagen verhafteter Drogendealer seinem ehemaligen Geheimdienstchef sowie Venezuelas Verbindungsmann zu Interpol vor, von kolumbianischen Drogenbossen bestochen zu sein – und den Schmuggel mehrerer Tonnen Kokain koordiniert zu haben.

E-Mails an:oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2014)

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