Scharfe Töne, robuste Tritte

Man könnte meinen, der Mann habe angesichts der Konflikte rund um den Globus gewiss Besseres zu tun, als just seinem Gastland in puncto Rede- und Demonstrationsfreiheit ins Gewissen zu reden.

Man könnte meinen, der Mann habe angesichts der Konflikte rund um den Globus gewiss Besseres zu tun, als just seinem Gastland in puncto Rede- und Demonstrationsfreiheit ins Gewissen zu reden. Und doch tat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon genau dies, als er in Ferguson im US-Bundesstaat Missouri die demokratischen Grundrechte einmahnte.

In den USA mag dies der angekratzten Reputation der Vereinten Nationen kaum förderlich gewesen sein. Peinlich ist die Kritik allemal, zumal sie ins Schwarze trifft. Denn im aufgeheizten Klima der Rassenunruhen liegen bei der überforderten Polizei die Nerven blank, und Menschenrechte werden buchstäblich mit Füßen getreten.

So hilfreich viele Cops im Alltag auch agieren mögen, so robust gehen sie in Ausnahmesituationen vor. Ein scharfes „Step back!“ ist durchaus als Befehl zu verstehen, der kein Widerwort duldet – und schon gar keine Diskussion. Dies mussten auch mehrere Journalisten am eigenen Leib verspüren, als Polizisten sie in Handschellen abführten und in eine Zelle sperrten – eine Grenzerfahrung, sonst Diktaturen vorbehalten. Und das nun in einem Land, das sich seiner Presse- und Meinungsfreiheit rühmt, verankert in der sakrosankten Verfassung. Der Vorfall schreit tatsächlich nach einem „Step back“, einer Rückkehr zu zivilen Sitten.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2014)

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