Der Präsident und die starken Frauen

Fast zwei Drittel der Franzosen wünschen ihren Monsieur le Président zum Teufel – und das nach nicht einmal der Hälfte seiner Amtszeit.

Die Zustimmungsrate zu dem glücklosen François Hollande ist nach dem Enthüllungsbuch „Merci pour ce moment“, der vergifteten Abrechnung seiner Ex-Lebensgefährtin Valerie Trierweiler, auf 13 Prozent gepurzelt.

Da gäbe es allerhand, um sich aufzuregen: marode Wirtschaftsdaten oder den Niedergang der Grande Nation. Doch die Franzosen weiden sich an der Schlüssellochperspektive in den Élysée-Palast, an den amourösen Turbulenzen und der Verhöhnung der Armen („Zahnlosen“). Obwohl die Buchhändler lieber Balzac oder Flaubert unter die Leser bringen würden, war das intime Drama um den ersten Mann im Nu ausverkauft. Es verheißt dem frustrierten Wahlvolk Schadenfreude en masse.

Schon feilt Nicolas Sarkozy am Comeback, und die Franzosen freunden sich allmählich mit der Idee einer starken Frau als Präsidentin an: mit Marine Le Pen, Patronin des populistischen Front National. Und Hollande? Dem spendet Ex-Ex Ségolène Royal Trost und Beistand in schwerer Stunde. Zum Glück hat er sie als Umweltministerin in seine Regierung berufen.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2014)

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