Warum die Schotten kalte Füße bekamen

Kommentar. Die Unabhängigkeitsbefürworter haben am Ende das Referendum ziemlich deutlich verloren. Sie konnten ihren Landsleuten nicht erklären, wie es nach einer Abspaltung von London wirtschaftlich weitergeht.

Am Ende bekamen viele Schotten dann doch kalte Füße. Mit knapp 55 Prozent sprach sich eine klare Mehrheit für einen Verbleib beim Vereinigten Königreich aus. Zu groß war letztlich die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen einer Abspaltung. Zu ungewiss blieb, wie die Zukunft eines unabhängigen Schottlands dann letztlich wirklich aussähe. Es war unklar, ob die Schotten im Fall einer Eigenstaatlichkeit das Pfund behalten, ob sie Mitglieder in der EU und in der Nato bleiben dürfen. Große Banken und Unternehmen hatten schon damit gedroht, ihre Hauptquartiere aus Schottland abziehen. Das war dann offenbar für die meisten Bürger Schottlands doch zu viel der Unsicherheit.

Das Unabhängigkeitslager geht aber nicht nur als Verlierer vom Platz, es hat auch einen bedeutenden Erfolg errungen. Um die Schotten im Vereinigten Königreich zu halten, hat ihnen die britische Regierung  auf der Zielgeraden vor dem Referendum panisch eine Ausweitung der Autonomie versprochen. Und darauf hat Alec Salmond, der Anführer der schottischen Nationalisten, schon am Morgen nach der Abstimmung gepocht. Sein Kampf hat sich bezahlt gemacht, er hat London mehr Rechte für die Schotten abgerungen.

Großbritannien bleibt bestehen. Doch es wird nach diesem Referendum eine andere politische Gestalt annehmen. Auf mehr Föderalismus werden nicht nur die Schotten drängen, sondern auch die Waliser und Nordiren. Ihren Unabhängigkeitstraum müssen die Schotten vorerst auf Eis legen. Aber sie werden es wieder versuchen in ein paar Jahren.

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