EU funktioniert nur mit Frankreich

Paris muss seine Budgetprobleme in den Griff bekommen, um der EU aus der Krise zu helfen.

Schadenfreude ist in der europäischen Politik nicht angebracht. Wer sich heute darüber freut, dass sich das stolze Frankreich mit seinem glücklosen Präsidenten, François Hollande, in eine ökonomische Sackgasse manövriert hat, erkennt nicht die negativen Auswirkungen auf das gesamte Konstrukt der EU.

Es mag zu lange auf Protektionismus gesetzt haben, mag über viele Regierungen hinweg keine verantwortungsvolle Haushaltspolitik verfolgt haben. Frankreich war und ist aber eine Triebfeder des gemeinsamen Europas. Heute, da in Berlin das Selbstbewusstsein größer denn je ist, muss nicht nur daran erinnert werden, dass Deutschland wenige Jahre nach der Wiedervereinigung als wirtschaftspolitischer Problemfall gegolten hat. Es ist ebenso notwendig, ins Bewusstsein zu führen, wer nach dem Krieg dem Verlierer die Hand zur europäischen Einigung gereicht hat. Es war Frankreich.

Deutschland und Frankreich waren stets Gegenpole, die bis vor wenigen Jahren Garanten für die ausgewogene Weiterentwicklung der EU waren. Sie haben freilich selbst am meisten davon profitiert.

Paris muss nicht nur zum Selbstzweck, sondern für die glaubwürdige Zukunft der EU seine Probleme in den Griff bekommen. Und Deutschland wäre gut beraten, jetzt eher hilfreich denn selbstgerecht dem Partner zur Seite zu stehen.

wolfgang.boehm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2014)

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