Österreichs Staatsschuldenquote wurde über Nacht gesenkt. Dass wir das noch erleben durften!
Erstmals seit Jahren ist in unserem Land jetzt eine Reform gelungen, die die Wirtschaftsleistung (BIP) über Nacht deutlich (um 9,5 Milliarden) erhöht und gleichzeitig die Staatsschuldenquote senkt. Dass wir das noch erleben durften! Leider passiert das nur auf dem Papier: Reformiert wird nämlich das so genannte Europäische System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Die Reform ist seit längerem geplant, basiert auf UN-Vorgaben und ist in den USA und anderen außereuropäischen Ländern schon gelaufen. Man kann also keine böse Absicht unterstellen, wenngleich die krisengeplagten europäischen Regierungen wenig dagegen haben werden, dass ihre Wirtschaftsleistung hoch- und ihre Schulden heruntergerechnet werden.
Die Möglichkeit, so wichtige volkswirtschaftliche Kennzahlen einfach so hin- und herzuziehen, zeigt allerdings, dass die Bemessung der Staatsschulden und des Defizits am BIP eine ziemlich unausgegorene und verschleiernde Angelegenheit ist. Seriös wäre es, die Schulden an den Staatseinnahmen zu bemessen, auch wenn das eine viel höhere Schuldequote ergibt. Denn nur die stehen zur Schuldentilgung zur Verfügung. Außer natürlich, der Staat will sich die gesamte Wirtschaftsleistung aller Österreicher einsacken. Den Eindruck hat man ja manchmal.
E-Mails an: josef.urschitz@diepresse.com