Wer die Bombe hat, dem hört man zu

Warum die USA mit Nordkorea verhandeln, mit dem Iran aber (noch) nicht.

So kann es also auch gehen. Nordkorea übergab Dokumente mit Angaben zu seinem Atomprogramm, und US-Präsident Bush kündigte dafür an, einen der letzten totalitären Staaten der Welt von der Terrorliste zu streichen und damit den Weg frei für normale Beziehungen zu machen. Warum reden die USA mit den Nordkoreanern, nicht aber mit dem Iran, werden jetzt viele fragen.

Erstens war die Situation in Nordkorea gefährlicher. Die dortigen Machthaber hatten die Atombombe bereits und verkauften munter ihre Raketen weiter. Zweitens wollen die Iraner derzeit gar nicht verhandeln, zumindest nicht zu den Bedingungen der USA (Stopp der Uran-Anreicherung). Das können sie sich dank ihres Ressourcenreichtums auch leisten. Das bitterarme Nordkorea indes ist isoliert, abhängig von China. Es musste handeln, als nach dem Atomtest im Oktober 2006 auch die Genossen in Peking Druck machten. Drittens ist die geostrategische Lage Nordkoreas zwischen China, Südkorea und Japan so heikel, dass eine militärische Option undenkbar ist. Auch deshalb setzte sich die pragmatische Fraktion im US-Außenamt gegen diverse Ideologen durch.

In Euphorie sollte aber niemand ausbrechen über den sogenannten Durchbruch mit Nordkorea. Man kann davon ausgehen, dass Machthaber Kim nicht alle Aspekte seines Atomprogramms offengelegt hat. Denn die Atomkarte ist der einzige Trumpf des Regimes, es wird sie noch öfter ausspielen wollen. (Bericht: S. 5)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2008)

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