Italien, die Roma und der Faschismus

Italiens Regierung stigmatisiert die Roma als potenzielle Verbrecher – offiziell, unverschämt und ohne jegliches Geschichtsbewusstsein.

Es dient – natürlich – alles nur der Sicherheit. Mit Rassismus hat das Ganze gar nichts zu tun. Behauptet zumindest Italiens Innenminister Roberto Maroni von der Lega Nord. Jener Lega Nord, deren Politiker Muslime und Süditaliener kollektiv als „Terroristen“ und „Faulpelze“ zu beschimpfen pflegten. Doch diesmal werden die Roma aufs Korn genommen. Auf Anordnung des Innenministers werden nun Bewohnern von Roma-Lagern Fingerabdrücke abgenommen: Männern und Frauen, Erwachsenen und Kindern – zur „Kriminalitätsbekämpfung“ und als „Schutz“ der Roma-Kinder vor Ausbeutung.

Das Vorurteil, die „Zingari“ seien allesamt Diebe und Kinderentführer, hält sich in Italien beständig. Und erst vor kurzem griff der Mob in Neapel ein Roma-Camp mit Molotow-Cocktails an.

Doch nun werden die Roma von der Regierung unter Generalverdacht gestellt – ganz offiziell und ganz unverschämt. Und ganz ohne jedes Geschichtsbewusstsein. Vor allem den Männern rund um Gianfranco Fini sollte ihre besondere Verantwortung klar werden. Sie sollten sich daran erinnern, dass ihre Alleanza Nazionale vor nicht allzu langer Zeit dem Neofaschismus huldigte. Und daran, dass ihre früheren politischen Vorbilder gemeinsam mit deren deutschen „Freunden“ schon einmal Italiens Roma kollektiv registriert hatten. Was damals mit Registrierung begann, endete in den Gaskammern von Auschwitz. (Seite 9)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2008)

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