Bitte, rettet das „Birdland“ nicht!

Der Wiener Jazzclub im „Hilton“-Hotel ist im Konkurs. Die Betreiber wollen weitermachen – und natürlich öffentliche Förderungen.

Schön, dass die Wien-Filiale einer Hotelkette in ihrem Keller ein nobles Lokal hat. Schön, dass dort gefällige Musik aus Jazz & Umgebung läuft. Schön, dass es im Namen die Erinnerung an den 2007 gestorbenen Joe Zawinul trägt, den größten österreichischen Jazzer, auf dessen Initiative das „Birdland“ 2003 gegründet wurde, mit sattem Baukostenzuschuss der Gemeinde Wien. Als teures, aber an sich sympathisches Zeichen der Ehre für einen großen Sohn.

Schön. Aber kein Grund dafür, nun nach öffentlichen Förderungen zu rufen, nachdem das Konzept des „Birdland“ gescheitert ist. Denn es ist nicht etwa daran gescheitert, dass es ein auf dem freien Markt nicht lebensfähiges, aber kulturell besonders wertvolles Programm geboten hätte. Sondern schlicht daran, dass es für dieses Lokal keine Marktlücke gab und gibt. Konservativer Jazz hat im Wiener „Jazzland“ seit Jahrzehnten eine Heimat; die etwas altväterliche „Weltmusik“, die im Birdland ab und zu gespielt wurde, ist im „Reigen“ besser aufgehoben; für Jazz, der (noch) mehr ist als Traditionspflege, wird das „Porgy & Bess“ zu Recht subventioniert. Dazu gibt es das „Miles Smiles“, das „Blue Tomato“...

Aber in diesen Etablissements ist es nicht so mondän wie im Hilton-Souterrain? Nun ja. Es mag Freunde von gepflegtem Smooth-Jazz geben, die ihre exklusiven Longdrinks gern zu sanften Synkopen in plüschiger Hotelbar-Atmosphäre zu sich nehmen. Aber sie müssen diese Vorliebe nicht auf Kosten der öffentlichen Kulturbudgets pflegen. (Bericht: S.12)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.