Thailand lächelt der Diktatur entgegen

Die ach so gesitteten Dauer-Demonstranten in Bangkok wollen nur eines: einen Militärputsch als rasches Ende der ungeliebten Demokratie.

Es schien eine friedliche Revolte zu sein, dem Land des Lächelns würdig: Eine „Volksallianz für Demokratie“ aus Professoren, Bankern und großstädtischer Jugend trifft sich zum allabendlichen Happening, campiert um den Regierungspalast und beruft sich auf Gandhis passiven Widerstand.

Doch man täusche sich nicht: Diesen bunten Haufen eint nur der Hass auf eine Demokratie „westlichen Stils“. Die Korruption, die sie beklagen, sei ihre Folge. Also weg damit, her mit Parlamentariern, die zu 70 Prozent ernannt werden – von einer Machtelite und Generälen, die wie 2006 nur warten, dass sie endlich für Ordnung sorgen dürfen. Schon musste Premier Samak, von Polizei und König im Stich gelassen, den Ausnahmezustand ausrufen. Stunden später – was für ein Zufall! – bezichtigte ihn die Wahlkommission des Stimmenkaufs.

Im Dezember verhalfen arme Reisbauern Samak zu einem klaren Sieg. Die 30.000 Demonstranten bilden eine Tyrannei der Minderheit. Da hilft es wenig, dass sich die Opposition auf Samaks Seite stellt. Sie weiß: Misswirtschaft hat in Thailand Tradition. Nur eine Demokratie kann sie bekämpfen. Doch das Beispiel Chinas bestärkt viele Thais im Glauben, dass die Wirtschaft unter autoritärer Herrschaft am schönsten blüht. Ihre Liebe zu König Bhumibol („unvergleichliche Macht“) ist das Symbol eines fatalen Hangs zur starken Hand. „Wir wollen für den König sterben“, rufen die Demonstranten lächelnd. Sie sollten besser lernen, für die Demokratie zu leben. (Bericht S.6)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2008)

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