Irgendwann muss ja einmal Schluss sein

Die US-Politik verspricht, im Fall „Lehman“ hart zu bleiben und der angeschlagenen Investmentbank keine Staatshilfe zu geben. Na hoffentlich.

In der internationalen Bankenszene ist seit Jahrzehnten ein interessantes Schauspiel zu bestaunen: Scheffeln die Kreditinstitute auf komplexen Märkten Milliarden, wird das ausschließlich dem Genius einzigartiger Banker zugeschrieben. Bemerkt die ganze Branche allerdings, sich ordentlich verzockt zu haben (etwa mit spekulativen Papieren auf US-Immobilien), sind natürlich nicht die handelnden Manager die Deppen, sondern „die verrücktspielenden Märkte“.

Um angeschlagene Banken vor der Pleite zu retten, rufen die einstigen Helden der Marktwirtschaft dann aufgeregt den Staat zu Hilfe. Mit dem Argument, einen Dominoeffekt vermeiden zu wollen (und die Weltwirtschaft vor der Rezession zu retten), lassen sich die Staaten auch nicht lange bitten und schießen wackeligen Banken jede Menge Steuergeld zu. So werden Verluste „sozialisiert“.

Gerade deshalb wäre es so erfreulich, würde die US-Politik der angeschlagenen Investmentbank Lehman Brothers tatsächlich jegliche Staatshilfe verweigern. Das erhöhte nämlich die Chancen, dass die Bank zerschlagen und an private Investoren verkauft wird, deutlich. Die Banker würden im Falle ihres Scheitern zwar weiterhin mit ein paar Millionen Abfertigung in der Tasche nach Hause geschickt werden – aber es geht auch nicht so sehr darum, die Schuldigen zu bestrafen. Sondern um ein klares Signal an die Bankenwelt, dass verheerende Fehler auch ernste Konsequenzen haben. Volkswirtschaftlich gesehen ist die Sache so oder so in höchstem Maße schmerzhaft. (Bericht: S. 19)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2008)

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