Schenkt uns reinen Wein ein

Allen Beschwichtigungen zum Trotz hat uns die US-Krise recht ordentlich erwischt. Und jetzt kommt aus dem Osten das nächste Sturmtief.

Dass es in einer globalisierten Welt keine Insel der Seligen mitten im sturmumtosten Finanzmeer geben kann, sollte sich schon bis zum letzten Beschwichtigungshofrat durchgesprochen haben. Es war also von Anfang an nicht anzunehmen, dass ausgerechnet die österreichischen Banken von den amerikanischen Banken- und Versicherungsproblemen ganz unberührt geblieben sein sollten. Jetzt wird langsam klar, dass allein die Lehman-Pleite auch hierzulande einen Milliardenschaden angerichtet hat. Und dass auch die heimische Finanzbranche recht ordentlich blutet.

Weil (das kaum noch vorhandene) Vertrauen in diesem Sektor so wichtig ist, würde man sich wünschen, dass der Öffentlichkeit jetzt wirklich reiner Wein eingeschenkt wird. Denn aus dem Osten kommt ja das nächste wirtschaftliche Tief: Bisher hatte die Finanzwelt hierzulande schlüssig argumentiert, man sei von der Finanzkrise wenig betroffen, weil der Schwerpunkt der Tätigkeiten im boomenden Osteuropa liege.

Von wegen Boom: Die Moskauer Börse erlebt derzeit einen Crash, gegen den sich die Kursstürze in der Wallstreet direkt putzig ausnehmen. Hoffentlich kommt jetzt keiner auf die Idee, uns auch noch zu erzählen, dass das ein Problem des Herrn Putin sei, das hierzulande (so wie bekanntlich die US-Krise) so etwas von keinerlei Auswirkungen haben wird. (Berichte: S.19–21)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2008)

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