Wundern muss sich keiner. Saudiarabien finanziert das „König Abdullah Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ in Wien.
Wundern muss sich keiner. Saudiarabien finanziert das „König Abdullah Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ in Wien. Also ist es nur folgerichtig, wenn dessen Vizegeneralsekretärin, Claudia Bandion-Ortner, ihre Geldgeber in Schutz nimmt und freundlich darauf hinweist, dass in Saudiarabien nicht jeden Freitag öffentlich geköpft werde. Peinlich verharmlosende Worte fand die Ex-Justizministerin im „Profil“-Interview auch für die Abaya, in die sich Frauen im Wahhabiten-Reich hüllen müssen. Das Kleidungsstück sei bequem wie ein Talar, plauderte die karenzierte Richterin vor sich hin. Ihre Blauäugigkeit mag manche schockieren, aber sie war Voraussetzung dafür, den Versorgungsjob anzunehmen. Jeder halbwegs Informierte weiß, dass die saudischen Fundis in Wien Toleranz nur vorgaukeln, im eigenen Land aber Religionsfreiheit und Menschenrechte missachten. Auch Kanzler Faymann und SP-Klubchef Schieder sollten sich nun nicht ahnungsloser stellen, als sie sind, und empört Einsicht in den Vertrag des Saudi-Zentrums fordern. Sie haben die absurde Heuchel-Institution vor zwei Jahren auf Antrag des VP-Außenministers im Ministerrat abgesegnet und für Zustimmung im Parlament gesorgt.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2014)