Die einseitigen Kosovo-Kompromisse

Alle internationalen Vorschläge zum Kosovo hatten stets einen Haken: Sie wurden nur von einer der Streitparteien akzeptiert.

Ach, was haben denn internationale Vermittler in den vergangenen zehn Jahren nicht schon alles getan, um Kompromisse zu finden, die die Probleme im Kosovo lösen sollen. Und immer wieder gelang es ihnen auch, interessante Rezepte aus dem Hut zu zaubern. Doch so gut wie alle hatten einen Schönheitsfehler: Sie waren nur ein Kompromiss zwischen den internationalen Vermittlern und jeweils einer der beiden Streitparteien. Die jeweils andere dachte nicht im Traum daran, dem Ausverhandelten zuzustimmen.

Das ist auch nun wieder geschehen. Man vereinbart mit Belgrad Bedingungen, unter denen Serbien die Stationierung einer EU-Mission im Kosovo akzeptieren würde – ein „Kompromiss“, der für Serbiens Regierung die rote Linie darstellt, die niemals überschritten werden darf. Die Regierung des Kosovo bekommt den Deal erst danach vorgelegt und lehnt ihn von Grund auf ab.

Die Idee, dass die neue EU-Mission in den serbisch besiedelten Gebieten des Kosovo nur eingeschränkt tätig werden darf, widerspricht nämlich dem, was den Kosovo-Albanern international bereits zugesagt worden ist – im Ahtisaari-Plan, der Grundlage für die Unabhängigkeit des Kosovo. Dieser Kompromissplan ist wiederum nie von Belgrad akzeptiert worden. Womit sich der Kreis schließt.

Um die Probleme im Kosovo völlig auszuräumen, bedarf es einer – derzeit illusorisch anmutenden – Voraussetzung: Belgrad und Prishtina müssen auf einen grünen Zweig kommen. (Seite 7)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2008)

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