Europa ist in der Gas-Zwickmühle

Europas Gasverbrauch wächst. Eine steigende Abhängigkeit von Russland ist fatal. Neue Lieferanten wären jedoch Länder wie der Iran.

Der Gasstreit, der fast schon traditionell im Jänner zwischen Russland und der Ukraine eskaliert, sollte eine Warnung sein. Auch wenn zu einem Konflikt immer zwei Parteien gehören, sieht man, dass sich Russland seiner Gasmacht bewusst ist. Die Abhängigkeit der europäischen Energieversorgung von der Stimmung im Kreml sorgt zumindest für höhere Preise. Bei ernsten politischen Differenzen könnte Moskau aber auch westlicheren Ländern als der Ukraine mit kalten Wohnzimmern drohen.

Angesichts des ständig steigenden Bedarfs wäre es daher fatal, sich noch stärker auf die Gutmütigkeit des russischen Bären zu verlassen. Projekte, um an alternative Gaslieferanten zu kommen – wie die Nabucco-Pipeline oder Flüssiggas-Terminals –, sollten mit Hochdruck vorangetrieben werden. Allerdings ist auch hier nicht alles eitel Wonne. So gilt vor allem der Iran als Lieferant der Zukunft. Ein Land, dessen Staatschef ein fragwürdiges Atomprogramm antreibt und das Existenzrecht Israels negiert. Es ist zwar sinnvoll, Leitungen zu legen, damit man vorbereitet ist, wenn sich die Führung in Teheran ändert. Was nicht passieren darf, ist aber, dass iranische Uranzentrifugen mit Gas-Euro angetrieben werden.

Einen Königsweg gibt es nicht. Sinnvoll wäre es daher, den grundsätzlichen Zugang zum Energieverbrauch neu zu überdenken. Eine effizientere Nutzung ist zwar mühsam und bedeutet mitunter Änderungen alter Gewohnheiten. Damit könnte Europa jedoch seine Abhängigkeit reduzieren. (Bericht: S. 15)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2009)

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