EU muss sich das Vertrauen erst erarbeiten

Bürger werden Skepsis nur langsam ablegen.

Das Image hat massiv gelitten, nicht aber die Argumente für eine Mitgliedschaft in der EU. Wirtschaftlich wichtig sei sie, und friedensstiftend – besonders in konfliktreichen Zeiten wie diesen ein nicht zu unterschätzendes Attribut: 20 Jahre nach dem Beitritt würde das Votum der Österreicher deshalb auch heute noch positiv ausgehen. Es wäre jedoch vermessen, dieses Ergebnis einer ÖGfE-Umfrage als Gradmesser für eine grundsätzlich zufriedenstellende Stimmungslage zu bewerten. Vieles liegt im Argen: Die Komplexität der Union ist 93 Prozent der Bürger ein Dorn im Auge, ebenso betrachtet ein Großteil sie als „fern“.

Die am morgigen Samstag in Kraft tretende „Allergenverordnung“ trägt ihren Teil dazu bei, dass viele Menschen das Gefühl haben, in Brüssel würde nicht für das Wohl der europäischen Bevölkerung gearbeitet, sondern im Gegenteil deren tägliches Leben unnötig verkompliziert.

Deshalb muss sich die Juncker-Kommission darum bemühen, ihr Image als „Bürokratiemonster“, das sich vor allem den Lobbyisten großer Konzerne verantwortlich fühlt, abzulegen – und sich vermehrt jenen Problemen annehmen, die den Bürgern in der Union tatsächlich schlaflose Nächte bereiten. Erst, wenn die Menschen bemerken, dass sozialer Wohlstand und persönliche Lebenssituation unmittelbar von der Mitgliedschaft profitieren, werden sie dieser EU langsam Vertrauen schenken.

anna.gabriel@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2014)

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