Das Österreich-Bild entsteht in St. Pölten

Und wieder wird international der Fall F. mit Österreich assoziiert. Und viel wird dagegen leider auch nicht unternommen.

Langsam haben die Kollegen internationaler Medien eine gewisse Routine, Österreich zu porträtieren. Dabei fallen die Beschreibungen nicht übertrieben charmant aus. So hieß es zum Prozess gegen Josef F. in der sonst halbwegs zurückhaltenden britischen „Times“: „Und das ganze Spektakel – schon wieder eine Erinnerung an die dunkle Seite des Ski-, Schnee- und ,Sound of Music‘-Landes – wirft Österreich zurück.“ F. werde nicht nur als abscheuliche Person gesehen, sondern als „das Antlitz Österreichs, das sie lieber vergessen“ würden. Ähnlich zynisch-verallgemeinernd könnte man mit einer Gegenfrage antworten: Also ist Adolf Hitler endlich kein Österreicher mehr?

Ernsthaft-nüchtern muss man leider festhalten, dass in St. Pölten (und damit in Wien) wenig unternommen wird, ein anderes Bild Österreichs entstehen zu lassen: Denn ein peinliches Spektakel war in St.Pölten wirklich zu beobachten, zwar wurde das Gericht – richtigerweise – hermetisch abgeschirmt, gegen dubiose Selbstdarsteller und Demonstranten wurde nichts unternommen, etwa mit einem Platzverbot für Nichtjournalisten. Die Kameras übertrugen Jahrmarktatmosphäre. Auch die Argumentation für den zum Opferschutz richtigen Ausschluss der Öffentlichkeit war unprofessionell: Dass dies auch in anderen Fällen passiert, hätte man belegen müssen. Dafür hätte man Profis engagieren müssen, statt die lokale Laientruppe vor den Vorhang zu bitten. (S. 7)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2009)

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