Ende eines spanischen Märchens

Es war einmal eine Prinzessin, die verliebte sich bei Olympia 1996 in Atlanta in einen mit Bronze dekorierten Handballstar, einen katalanischen Bürgersohn.

Alsbald feierten sie eine Traumhochzeit, sie bekamen vier Kinder und lebten in Saus und Braus – bis ihnen die Justiz auf die Schliche kam.

Die meisten Spanier sehnten den 22.Dezember als nationales Ereignis herbei: Bei der groß zelebrierten Ziehung der Weihnachtslotterie, der größten und ältesten der Welt, hofften sie auf ein wenig Glück. Eine Laune des Schicksals wollte es, dass die von Krisen und Korruption geschüttelte Nation zugleich Zeuge des tiefen Falls eines Glücks- und Königskindes wurde – und dass vor dem Gesetz niemand gleicher ist, nicht einmal Infantin Cristina, die zweite Tochter des abgedankten Königs Juan Carlos.

Ihr Mann, Iñaki, der angeheiratete Herzog von Palma, steht unter Verdacht des massiven Steuerbetrugs. Cristina ist zumindest der Mitwisserschaft verdächtig. Dass das Gericht die Prinzessin nicht unter den Schutz der Immunität stellt, ist ein Erfolg der Demokratie–und ein gelinder Trost für die braven Untertanen und Steuerzahler.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2014)

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