Bei Doping wird gern weggeschaut

Noch immer wird Doping von vielen Sportfunktionären ignoriert. Diese machen sich dadurch ebenfalls schuldig.

Mit Doping werde man „von klein auf“ konfrontiert, sagte der des Dopings überführte Weltklasseradprofi Bernhard Kohl. „Von klein auf“ habe er den älteren Sportlern zugesehen, wie sie sich vollgepumpt haben. „Von klein auf“ wurde ihm vorexerziert, wohin die Reise geht. Nämlich zu Betrug und vor allem zu Selbstbetrug.

Das Thema Doping wird offensichtlich in den Vereinen sehr selten aktiv angesprochen. Ein junger Leistungssportler in einem Heeressportzentrum erzählte der „Presse“, dass Trainer und Funktionäre in all den Jahren nie darüber geredet haben, wie Athleten damit umgehen sollten, würden sie mit Doping konfrontiert. Darüber machte und macht sich bis heute offenbar niemand ernsthaft Gedanken. Man lässt Sportler mit ihren Erlebnissen und Dopingerfahrungen allein. Es ist offenbar niemand daran interessiert, hier eine Art Benimmregel zu installieren. Eine Regel, die etwa beinhaltet, wie man sich als Sportler verhält, wenn einem bei Kollegen etwas Merkwürdiges auffällt.

Aber so etwas passt vermutlich nicht zum praktizierten Kadergehorsam. Einem Kadergehorsam, der offensichtlich nicht auf Heereseinrichtungen beschränkt ist. Kameradenschweine sind nicht jene, die mit Hilfe von verbotenen Substanzen betrügen. Es sind vielmehr jene, die etwas aufdecken wollen. Nur so konnte Doping in Österreich so große Dimensionen erreichen. Weil viele (bewusst) weggesehen haben. Auch sie haben sich schuldig gemacht.


gerhard.hofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2009)

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