Beethovenfries: Es bleibt ein ungutes Gefühl

Klimts Kunstwerk bleibt in Wien, aber was jetzt?

Die Secession kann aufatmen. Der Beethovenfries bleibt ihr erhalten. Klimts Werk ist das Zugpferd für Touristen, es bringt dem Ausstellungshaus mit seinem nicht immer populären Programm Geld. Auch mancher Kunstfreund wird zufrieden sein: Ein wichtiges österreichisches Kulturgut wird für Österreich bewahrt.

Was hätte Klimt dazu gesagt? Jeder Künstler strebt nach Weltgeltung, daher ist es ihm nicht wichtig, ob seine Werke in seiner Heimat oder woanders zu sehen sind, Hauptsache sie sind zu sehen – und sie werden gekauft. Das war immer so, hat sich in der Moderne verstärkt und ist heute auf dem globalisierten Kunstmarkt so weit gang und gäbe, dass, wer über Kunst schreibt, oft zögert, das Wort „französisch“ oder „amerikanisch“ oder „aus Wien“ anzufügen. Ob Klimts „Goldene Adele“ wie jetzt in New York oder im Belvedere hängt, wo sie vor ihrer Restituierung zu sehen war, ist so gesehen egal.


Mit unbewegter Miene erklärten die Mitglieder des Kunstrückgabebeirats am Freitagvormittag in Wien ihren Entschluss, den Fries nicht den Erben nach Erich Lederer zurückzugeben. Sine ira et studio, nach dem Kunstrückgabegesetz hätten sie entschieden, sagten die Experten – und das glauben wir nicht nur dem untadeligen Juristen Clemens Jabloner. Die Reaktion des Anwalts der Erben folgte prompt: Das Ringen um den Fries dürfte weitergehen.

Was in diesem Kampf Unbehagen verursacht: Die menschliche Komponente, das furchtbare Leid, das unfassbare Unrecht, das in der Zeit des Nationalsozialismus Mitbürgern geschehen ist, geraten immer mehr ins Hintertreffen. Das ist traurig.

barbara.petsch@diepresse.com

Anmerkung der Redaktion
Unter Berufung auf unsere Forenregeln wurde die Kommentarfunktion zu diesem Artikel deaktiviert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Beethovenfries von Gustav Klimt.
Kunst

Beethovenfries: Kunstrückgabebeirat empfiehlt keine Rückgabe

Kulturminister Josef Ostermayer wird sich an die Empfehlung halten. Das berühmte Kunstwerk von Gustav Klimt wurde in der NS-Zeit enteignet.
Kunst

Beethovenfries: Erbenvertreter will Rückgabebeirat erneut befassen

Der Kunstrückgabebeirat habe " wesentliche Fakten ausgeklammert", meint der Erbenvertreter Marc Weber. Er prüft eine nochmalige Anregung an den Kunstrückgabebeirat.
Ausschnitt aus dem Beethovenfries
Kunst

Secession: Beethovenfries-Rückgabe "nicht gerechtfertigt"

Am Freitag wird über die mögliche Restitution des Klimt-Hauptwerks entschieden. Die Kernfrage lautet: Wurde das Wandgemälde freiwillig verkauft?
Kunst

Beethovenfries: Minister schließt finanziellen Vergleich aus

Das Schlüsselwerk Gustav Klimts wird von Erben des Sammlers Erich Lederer zurückgefordert. "Geld für eine Einigung steht nicht zur Verfügung", heißt es aus dem Kulturministerium.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.