Mauern hilft der Polizei nicht

Dass Polizeibeamte unter enormem Druck stehen, ist unbestritten.

Dass sie häufiger als jede Berufsgruppe mit Gewalt konfrontiert sind, sollte man sich stets in Erinnerung rufen. Auch wenn man auf Videos Polizisten sieht, wie sie niemand sehen will: überfordert und brutal gegen Einzelne.

Zu Silvester war es eine alkoholisierte Frau, die Polizisten zu nahe kam, von mehreren Beamten niedergeworfen, dadurch (und danach) verletzt wurde. Am Montag gingen Polizisten gegen einen Mann vor, der eine Frau bedroht hatte. Er widersetzte sich der Verhaftung und tobte. Acht Beamte rangen ihn auf den Boden und fixierten ihn so, dass Passanten warnten, der Mann bekomme keine Luft. Das sind Einzelfälle, und es ist nur Zufall, dass zwei kurz hintereinander auftauchen. Aber der Umgang der Polizei mit den Fällen zeigt ein Problem: In den Reihen der Exekutive gibt es wenig bis null Bereitschaft zur Selbstkritik. Polizeikommandant wie Polizeisprecher zeigen falsch verstandenen Korpsgeist und mauern. Dabei müssten Manöverkritik und – im Fall des Falles – Eingeständnis eines Fehlers die Grundvoraussetzung für die Polizei 2015 sein.

Dass jüngere Beamte mit ihrer Machtposition mitunter (noch) nicht professionell umgehen können, kennt jeder, wenn der Ton bei einer harmlosen Verkehrskontrolle plötzlich aggressiv und laut wird. Vielleicht sollte die geschätzte Innenministerin ihre zusätzlichen Budgetmittel nicht nur für neue Helikopter, sondern für bessere Supervision ihrer Beamten ausgeben.

E-Mails an:rainer.nowak@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Peter Pilz am Mittwoch im Nationalrat, im Hintergrund Innenministerin Mikl-Leitner
Wien

"Dringliche": Mikl-Leitner verteidigt Polizei

Der grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz listete in seiner "Dringlichen Anfrage" an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner Fälle von Polizeigewalt auf.
Landesgerichts Steyr
Österreich

Misshandlungsvorwurf: Polizist muss vor Gericht

Der Beamte soll im vergangenen Jahr einen betrunkenen 19-Jährigen verprügelt haben. Der Fußgänger erlitt dabei Quetschwunden, Prellungen sowie eine Gehirnerschütterung.
Symbolbild: Polizisten der Sondereinheit "Cobra" bei einer Übung
Wien

Polizeigewalt: Misshandlungsfälle fast halbiert

Analyse. Zuletzt wurden mehrere Fälle von Polizeigewalt öffentlich. Statistisch gesehen gehen die Übergriffe jedoch stark zurück. Dennoch wächst das Misstrauen – aus selbstverschuldeten Gründen.
Wien

Umstrittenes Polizei-Video: Mikl-Leitner dankt Beamten

Die Beamten hätten eine "Frau geschützt und vor Schlimmerem bewahrt", sagt die Innenministerin. Ein Video der Festnahme sorgte für Diskussionen.
Screenshot aus dem Video
Österreich

Brutaler Einsatz vor Publikum

Ein Video von Beamten, die einen Tobenden auf der Mariahilfer Straße fixieren, sorgt für Entrüstung. Wie sind solche Bilder zu erklären? Unter anderem auch mit mangelnder Erfahrung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.